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Frauenquote ist überflüssig – die Elite der Zukunft ist eh’ weiblich

Ab dem 1. Januar 2016 müssen Aufsichtsratspositionen von börsennotierten und mitbestimmungspflichtigen Unternehmen zu 30 Prozent mit Frauen besetzt werden. Etwa 100 Unternehmen sind davon betroffen. Weitere rund 3.500 größere Unternehmen müssen sich verbindliche Ziele setzen, den Frauenanteil in Aufsichtsräten, Vorständen und weiteren Führungspositionen zu erhöhen. Ähnliches gilt für den öffentlichen Dienst.  Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) ordnet dies Gesetz gleich historisch ein. Es sei der "größte Beitrag zur Gleichberechtigung seit der Einführung des Frauenwahlrechts" von 1918.

Doch wer einen nüchternen Blick an die Schulen und Universitäten sowie auf die demografische Entwicklung in Deutschland wirft, der wird ohnehin feststellen: Die Elite der Zukunft ist weiblich. Eine Quote ist hier überflüssig. Das heißt: Wir werden wahrscheinlich künftig über Quoten für Männer streiten. Warum?

Die Mehrheit derjenigen, die heute eine allgemeine Hochschulberechtigung (= Abitur) erhalten, sind Mädchen (56 %; Schuljahr 2011/12). Die Mehrheit derjenigen, die Förderschulen besuchen, sind Jungen (63 %). Die Mehrheit derjenigen, die keinen Schulabschluss erreichen, sind ebenfalls Jungen (61 %). Die Frauen stellen, mit Ausnahme in den MINT-Studiengängen und im Maschinenbau, die Mehrheit in allen Studiengängen. Beispiele: Tiermedizin studieren zu 86 % Frauen, Humanmedizin zu 65 %. Was heißt das zum Beispiel für die Landwirtschaft, wenn diese Tierärztinnen eine Kleintierpraxis in der Stadt anstreben? Ein Kalb im Mutterleib einer Kuh kurz vor der Geburt umzudrehen, wird kaum eine Frau schaffen. Und für Männer ist halt  die Urologin die Zukunft. Doch was ist, wenn sie auf dem Hintergrund der älter werdenden Gesellschaft gerade ihre Elternzeit nimmt?

Fazit: Die Elite der Zukunft wird weiblich sein. Diese Elite von den Führungspositionen in Unternehmen und Behörden, Verbänden und Institutionen fern zu halten, wird nicht gelingen, denn dafür sorgt der demografische Wandel.

Laut Bundesagentur für Arbeit standen 2010 rund 44,6 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter grundsätzlich zur Verfügung. Laut Statistischem Bundesamt lebten zu der Zeit rund 53,5 Millionen Menschen im Alter von 15 bis 64 Jahren in Deutschland. Wenn man davon Schüler/innen, Student/innen, Menschen in Familienphasen, Menschen mit Behinderungen etc. abzieht, so bleibt ein Erwerbspersonenpotenzial von 44,6 Millionen Menschen übrig. Diese Zahl - so die Bundesagentur für Arbeit - wird bis 2025 um 6,5 Millionen Menschen sinken. Für 2050 gelten von den prognostizierten 38,5 Millionen Menschen im Alter von 15 bis 64 Jahre noch 27 Millionen Menschen als potenziell Erwerbsfähige. Doch hier bleibt abzuwarten, wie sich die Zuwanderungsdiskussion und -ströme in den nächsten Jahren weiter entwickeln.

Um die Lücke von 6,5 Millionen Menschen zu füllen, werden wir auf die Frauen nicht verzichten können (neben mehr Zuwanderung aus dem Ausland, einer längeren Beschäftigung von Älteren, eine Neu-Entdeckung der Menschen ohne Schul- bzw. Berufsabschluss sowie der Menschen mit Behinderungen). Also alle, die meinen, die Gesellschaft wäre am besten bedient, wenn Frauen sich um Küche, Kinder und Kirche kümmern, die leben in einer Zeit, die nicht die Zukunft sein kann und sein wird. Alle, die meinen, dass Frauen auch weiterhin in großer Zahl in Teilzeitberufen tätig sein werden, irren auch. Und alle, die meinen, dass Kinder eine Privatsache und keine gesamtgesellschaftliche Aufgabe darstellen, irren ebenso.

Fazit: Frauen werden im Erwerbsleben mehr denn je gebraucht. Frauen werden mehrheitlich eine höhere Qualifikation haben als Männer. Frauen beherrschen mittlerweile die Machtrituale und das Seilschaftsdenken genauso wie Männer. Daher bleibt die These: Die Elite der Zukunft ist weiblich. Die Quote ist überflüssig.

Übrigens: Etwa 95 Prozent der rund 75.000 Gefängnisinsassen in Deutschland sind männlich. An diesem Beispiel ließe sich eine Quotendiskussion ad absurdum geführt. Doch die Frage nach dem Warum bleibt. Als Mitglied des Beirates "Jungenpolitik" der Bundesregierung (2010 - 2013) habe ich dringend für die Weiterentwicklung des Männerbildes plädiert. Daran arbeite ich auch ehrenamtlich in meiner Heimatstadt, wenn ich parallel zum "Girls Day" einen "Zukunftstag für Jungs" durchführe. Statt in Instrumenten von gestern zu denken, sollten wir uns für die Zukunft rüsten und die ist eben nicht die Verlängerung der Vergangenheit.


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