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Die künftige Währung heißt Fachkräfte, nicht mehr Arbeitsplätze

Wenn sich politisch aktive Menschen zum Beispiel im Wahlkampf damit brüsten, sie hätten Arbeitsplätze geschaffen, so wird das bald weniger Bedeutung haben, denn in Zukunft wird es verstärkt darauf ankommen, die kommunalen / regionalen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Menschen (= Talente) und damit Fachkräfte in die jeweilige Kommune / Region ziehen und hier bleiben.

In früheren Zeiten waren Bodenschätze, zum Beispiel Kohle, dafür verantwortlich, dass sich Unternehmen ansiedelten, die Arbeitsplätze schufen und damit Menschen anzogen. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die verkehrliche Erreichbarkeit durch Wasser, Schiene und vor allem Straßen bedeutender. Das Bild wurde zum Beispiel von IKEA-Märkten an Autobahnkreuzen geprägt. Heute entscheiden Unternehmen bei der Standortwahl zunehmend danach, wo die Rekrutierung (Gewinnung, Bindung und Entwicklung) von Fachkräften gelingen kann.

Dass dies so kommt, ist zum einen belegbar durch die demografischen Daten, aber zurzeit auch erlebbar. Die Lokomotivführer streiken, die Erzieher/innen streiken, die Mitarbeiter bei der Post streiken. Wir  erleben, dass sich der Markt ändert. Wir rutschen von einem Arbeitgebermarkt in einen Arbeitnehmermarkt. Nicht mehr der Arbeitgeber entscheidet, welcher Mensch einen der wenigen begehrten Arbeitsplätze erhält, sondern der Arbeitnehmer (= die Fachkraft) entscheidet, welchen Arbeitsplatz er antritt. Das haben die meisten Menschen noch immer nicht begriffen. Für sie gilt: Weiter so wie immer!

Dabei gehören sowohl Lokomotivführer wie auch Erzieher/innen längst zu den Berufen, wo die Nachfrage nach Fachkräften größer ist und weiter größer werden wird, als das Angebot ist bzw. künftig sein wird. Das macht deren Arbeit so wichtig - mit Ausstrahlung auf ganz Deutschland. Denn nicht nur die Lokomotivführer können Deutschland lahm legen, auch die Erzieher/innen. Ähnlich wird es bald mit den Altenpflegern/innen sein.

Demografisch betrachtet hängt das einerseits damit zusammen, dass 2013 nur noch halb so viele Kinder wie 1964 geboren wurden, hängt das andererseits damit zusammen, dass spätestens 2060 100 Menschen von 20 bis 67 Jahren genau 100 Menschen im Alter von 0 bis 19 Jahren bzw. über 68 Jahren finanzieren werden. Wer macht dann die Arbeit? Wie organisieren wir unser Land? Wie finanzieren wir unseren sozialen Wohlstand?

Die Zuwanderung ist eine Option: Von 2010 bis 2013 wanderten netto rund 1,2 Mio. Menschen aus dem Ausland zu. Gleichzeitig verringerte sich die Zahl der Hartz-IV-Empfänger/innen um rund 580.000 und die Zahl der Arbeitslosen um rund 290.000 Menschen. Der Arbeitsmarkt nahm also rund 2,1 Mio. Menschen auf. Ohne die Zuwanderung wäre der demografische Wandel noch spürbarer und der "Währungswechsel" noch klarer.

Wir müssen unser Denken verändern, aber auch die Kultur des gegenseitigen Umgangs am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft.


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