99 Prozent der Muslime weltweit wollen ein Leben in Frieden und dies gewaltlos. Davon bin ich zutiefst überzeugt. Doch wahr ist auch: 99 Prozent aller weltweit aktiven Terroristen sind Muslime und meinen im Namen ihrer Religion morden zu dürfen. Wer glaubt, dies habe nichts mit der Weltreligion Islam zu tun, da auch diese Religion das Töten von Menschen ablehne, und der daher meint, er könne zur Tagesordnung übergehen, der irrt. Nach Brüssel müssen wir umdenken.
Zum einen identifizieren immer mehr Menschen den Islam als Quelle des Terrors. Sie werden immer weniger bereit sein zu unterscheiden zwischen denen, die zu Recht sagen, dass das Wort "Barmherzigkeit" das Wort im Koran sei, das am häufigsten vorkomme und den gewaltverherrlichenden Kriegern des sogenannten Islamischen Staates, die sich ebenfalls auf den Propheten Mohammed berufen. Sie belegen das mit den Suren des Koran, der sich aus den Erfahrungen der rund 80 Kriege speist, die Mohammed in den letzten acht Jahren seines Lebens führte.
Wer wie ich davon überzeugt ist, dass die Religionsfreiheit ein hohes Gut einer demokratischen Gesellschaft ist, der darf aber auch nicht übersehen, dass zurzeit Menschen im Namen einer Religion genau diese Demokratie und ihre Werte massiv versuchen, aus den Angeln zu nehmen. Und genau das untergräbt das friedliche Zusammenleben der Menschen unterschiedlicher Religionen, insbesondere von Muslimen, nachhaltig. Es sät Angst und Misstrauen. Die Islamfeindlichkeit wird deutlich zunehmen, wenn der Islam sich nicht glaubwürdig verändert. Das liegt in unser aller Interesse.
Der Islam muss endlich im Wertesystem des 21. Jahrhunderts ankommen. Das, was der 632 gestorbene Mohammed zeit seines Lebens als Glaubenssätze (6.236 Verse und mehrere tausend unverschriftlichte Hadithe) geäußert hat, muss für das 21. Jahrhundert "übersetzt" werden. Die Welt hat sich verändert seit 632! Verteidigen diejenigen, die sagen, dass das nicht sein dürfe, nicht eher ihre Machtinteressen? Sind die jungen Männer, die sich im Namen Allahs in die Luft sprengen, letztlich gescheitert, weil ihr Leben zwischen den traditionellen religiösen Werten und den modernen gesellschaftlichen Ansprüchen zerrieben wurde?
Der Islam hat als Religion daher auch etwas mit dem zu tun, was den Terror ausmacht: (1) er gibt den Menschen, die den Terror predigen, einen religiösen Unterbau, der sich aus dem Koran und aus dem Leben Mohammeds speist; (2) die Islamgelehrten und die politischen Wächter des Islam schaffen es nicht, gemeinsam eine weltweit glaubwürdige Front gegen diesen Terror zu bilden (was ja einfach wäre, wenn es nichts mit der Religion als solche zu tun hätte); (3) politische Persönlichkeiten, zum Beispiel der türkische Staatspräsident, bekämpfen die Kurden weitaus stärker und intensiver als die Kämpfer des sogenannten Islamischen Staats, was wenig einleuchtet, wenn es sich bei allen um Terroristen handeln würde; (4) die meisten jungen Männer müssen in ihren Moscheegemeinden aufgefallen seien, als sie sich radikalisierten; (5) der meist gesuchte Terrorist bewegte sich im belgischen Molenbek tagelang unbehelligt, ohne das andere Bürger es für nötig befanden, einen Massenmörder der Polizei zu melden, was auf große Sympathien im überwiegend muslimischen Bevölkerungsteil schließen lässt.
Wenn der Islam es daher nicht schafft, sich in relativ kurzer Zeit von den Glaubensbegriffen Mohammeds aus dem 7. Jahrhundert zu lösen, wenn er es nicht schafft, die Werte des 21. Jahrhunderts glaubwürdig anzuerkennen (zum Beispiel die Religionsfreiheit und Gleichberechtigung der Religionen, zum Beispiel die Gleichberechtigung von Mann und Frau, zum Beispiel die Meinungsfreiheit, zum Beispiel die Anerkennung der jeweiligen Rechts- und Justizsysteme), dann wird diese Religion massiv an gesellschaftlicher Akzeptanz verlieren - und damit auch die Angehörigen dieser Religion. 3,5 Prozent der Menschen in Deutschland sind Muslime. Die meisten von ihnen sind rechtschaffene Bürger/innen. Dennoch braucht die Religion einen Modernisierungsschub, damit den Terroristen, aber auch den Ängsten eines wachsenden Teils der Bevölkerung der Nährboden entzogen werden kann. Appelle und Solidaritätsadressen der muslimischen Verbände allein reichen jetzt nicht mehr.
Allerdings gehört es auch zur Wahrheit, dass es in der Vergangenheit keine hinreichenden Erfolge der Integration muslimischer Mitbürger/innen gegeben hat. Ganz im Gegenteil: Es konnten Parallelgesellschaften entstehen. Wir brauchen Dialogstrukturen auf allen politischen Ebenen, damit die Menschen einander unterstützen und ermutigen, eine gemeinsame wertbasierte Zukunft zu gestalten. Die Islamkonferenz braucht kommunalpolitische Ableger!
Und es gehört auch zur Wahrheit, dass Hunderte deutsche junge Männer in Syrien für den sogenannten Islamischen Staat kämpfen. Darunter sind auch ehemalige Christen, die zum Islam konvertierten. Es liegt nicht nur am Islam, dass dieser Terror geschieht. Auch das gehört zur (bitteren!) Wahrheit. Das heißt aber auch, dass die Wurzeln des Terrors gesellschaftspolitisch bekämpft werden können.