Vor einigen Wochen erhielten wir Post von unserem Bürgermeister. Er wies uns – wie alle anderen Bürger/innen unseres Ortes – auf eine Veranstaltung der ‚Deutschen Glasfaser‘ hin. Er warb quasi für ein Unternehmen. Das irritierte mich. Leben wir nicht in einer sozialen Marktwirtschaft, wo mehrere Unternehmen im Wettbewerb miteinander stehen?
Der Informationsabend selbst gab Antwort. Denn als ländlicher Raum an die Datenautobahn angeschlossen zu werden, ist gar nicht so einfach und selbstverständlich wie ich dachte. Deutschland hat hier insgesamt nicht nur Nachholbedarf, sondern die Unternehmen, die diese Datenautobahnen realisieren können, konzentrieren sich erst einmal auf die urbanen Regionen, die aus ihrer Sicht lukrativer sind. Das wiederum ist Marktwirtschaft.
Die ‚Deutsche Glasfaser‘, so erfuhr ich, wolle sich auf den ländlichen Raum spezialisieren. Klar ist, dass sie die Leitungen legen wollen – Glasfaser bis in jedes Haus – um sie dann später auch vermieten zu können.
Klar ist, dass wir alle noch kaum einen Schimmer einer Ahnung haben, welche Daten in wenigen Jahren über diese Netze fließen könnten – und wie jeder normale Haushalt daran partizipieren könnte. Ebenso klar ist deshalb, dass die meisten Menschen sich das heute noch gar nicht vorstellen können. Und was sie sich nicht vorstellen können, das wird es – so ihre Logik – auch nicht geben. Sie kommen mit den Leitungen von heute aus und unterstellen, dass es immer so bleiben wird.
Das ist ein Irrtum. Denn immer mehr Produkte und Dienstleistungen werden in naher und ferner Zukunft per Datenautobahn zu uns kommen bzw. von uns in alle Welt gehen und sich auch ohne unser Zutun miteinander vernetzen. Auf dem Hintergrund der älter werdenden Gesellschaft wird insbesondere die Umsetzung der Telemedizin davon profitieren. Aber auch andere Systeme der Daseinsvor- und -fürsorge. Natürlich müssen wir alle lernen, diese Technik für uns nutzbar zu machen. Doch wo ein Nutzen erkennbar ist, haben Menschen noch immer schnell gelernt.
Immer mehr Menschen werden zudem versuchen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf (und das bedeutet sowohl Kinder und Beruf als auch Pflege und Beruf) sicherstellen zu können. Das setzt mehr denn je voraus, dass sie auch von zu Hause arbeiten können. Die Infrastruktur dafür wird unter anderem die Glasfaser sein. Ein Ort, der das nicht hat, wird für Fachkräfte aller Art uninteressant sein und damit vor sich hin altern.
Der ländliche Raum wird dann eine große Chance im Wettbewerb um Menschen haben, wenn er sich dieser Technik nicht verweigert. Denn die Städte zum Beispiel werden den Wohnraum nicht haben, um all die Menschen auffangen zu können, die in ihren Grenzen leben wollen. Daher werden die Menschen bezahlbare Alternativen suchen – und sie dort finden, wo bestimmte Rahmenbedingungen gegeben sein werden. Die kommunikativ-technische Infrastruktur gehört zwingend dazu.
Das alles gelingt in meinem Ort im Übrigen nur, wenn 40 Prozent der Haushalte ja zum Ausbau sagen und sich finanziell verpflichten, zwei Jahre lang im Durchschnitt 37,50 Euro monatlich zu zahlen. Allein die Wertsteigerung der eigenen Immobilie wird diesen Preis locker wieder reinholen. Nach zwei Jahren kann der Vertrag spätestens gekündigt werden.
Fazit: Wenn ein Unternehmen sich bereit erklärt, den ländlichen Raum mit Glasfaser zu verlegen, ergreifen Sie die Chance. Sofort. Ihre Zukunft wird es danken.