Wer über das Klima spricht, meint oft das Wetter. Das Wetter jedoch beschreibt den Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort zu einem bestimmten Zeitpunkt, zum Beispiel heute und jetzt. Das Klima hingegen gibt Auskunft über das durchschnittliche Wetter an einem bestimmten Ort über einen längeren Zeitraum. Demnach war zum Beispiel der Juni 2019 der wärmste Juni weltweit (!) seit der Aufzeichnung dieser Wetterdaten, also seit ca. 1850.
Schon die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts waren das wärmste Jahrzehnt. (Das Buch „Wir Klimamacher“ von Hartmut Graßl und Reiner Klingholz beschrieb dies bereits 1990 sehr eindrücklich.) Aktuell sind dies die letzten zehn Jahre. Der Meeresspiegel steigt seit 1993 im weltweiten Durchschnitt jährlich um drei Millimeter. In zehn Jahren sind es drei Zentimeter, in 20 Jahren sechs Zentimeter! Bestimmte Inseln spüren das hautnah, weil das steigende Wasser den Lebensraum einschränkt. Zudem: Permafrostböden, also Böden, die dauerhaft gefroren sind, und das seit Tausenden von Jahren, tauen auf. Diese Prozesse verstärken einander.
Das sind Fakten, die niemand bestreiten kann, weil sie messbar, spürbar, sichtbar sind. Weitere ließen sich anfügen.
Und doch möchten es manche Menschen nicht wahrhaben, den Kopf in den Sand stecken. Doch dort werden sie den Klimawandel ebenfalls spüren, denn auch die Böden heizen enorm auf.
Wir merken es auch, weil immer mehr Menschen auf diesem Planeten nicht mehr dort bleiben können, wo sie leben. Es wird künftig mehr Menschen geben, die auf Grund von Klimaveränderungen ihre Heimat verlassen müssen, als aufgrund von Kriegen und Gewalt. Klimaschutz ist somit auch eine Bekämpfung von Fluchtursachen.
Nun sagen manche Menschen, dass es doch immer schon Klimaveränderungen gab. Ja, das stimmt. Nur nicht in diesem Tempo! Im Übrigen könnten wir auch davon lernen, wenn wir wollten. Philipp Blom beschreibt es in seinem Buch „Die Welt aus den Angeln“ eine „Geschichte der Kleinen Eiszeit von 1570 bis 1700“. Der Bodensee fror zum Beispiel zu. Die Temperaturen lagen im Mittel um fünf Grad niedriger als heute. Philipp Blom beschreibt, was das für die Menschen bedeutete: es waren gravierende Einschnitte in deren Lebensalltag. Nur damals wussten die Menschen nicht, was warum auf sie zukam. Heute wissen wir es und wir könnten handeln, wenn wir wollten.
Nun sagen manche Menschen, dass dieser Klimawandel nicht menschengemacht sei. (Ehrlich gesagt, ist das auch irgendwie unerheblich, denn die Fakten sind wie sie sind und wir Menschen müssen darauf reagieren.) Dennoch: die überwiegende Mehrzahl der Wissenschaftler weltweit macht den Anstieg von Kohlendioxid dafür verantwortlich. Das hat etwas mit der Industrialisierung zu tun, mit der Art wie wir Menschen seit 1850 (im Gegensatz zu den Jahrtausenden zuvor) leben und dafür sind wir Menschen verantwortlich.
Übrigens parallel dazu hat sich auch die Lebenserwartung nahezu verdoppelt. Hat um 1900 eine Frau die Pubertät ihres jüngsten Kindes oft nicht mehr erlebt, so überlebt sie sie heute um 40 bis 50 Jahre! Das haben wir auch dem menschlichen Fortschritt zu verdanken.
Fazit: Der Klimawandel ist Fakt, kein Wahn. Dass Menschen hysterisch reagieren, weil sie Angst davor haben, ist einerseits nicht nachvollziehbar, weil wir seit langem viel wissen und handeln können, ist andererseits aber nachvollziehbar, weil viele Verantwortliche in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft trotz dieses Wissens nicht gegensteuern.
Noch wäre Zeit zu agieren. Es könnte jedoch bald die Zeit kommen, wo nur noch reagiert werden kann. Das wird dann für viele Menschen in dieser Welt bitter und hart. Die Folgen haben allerdings alle zu spüren.
Nur: Weder das E-Auto noch der Kohleausstieg sind die allein seligmachenden Heilsbringer. Unser gesamte Lebensstil steht zur Disposition: wie wir wohnen, wie wir uns ernähren, wie wir wirtschaften, wie wir Energie gewinnen, wie wir mobil unterwegs sind, wie wir Freizeit gestalten. Der Kohlegipfel war ein gutes Beispiel dafür, wie es gelingen kann, unter Beteiligung möglichst vieler Akteure zu tragfähigen Lösungen zu kommen. Ich war positiv überrascht. Sie dürfen nur danach nicht wieder zerredet werden.
Ich bin den streikenden jungen Menschen sehr dankbar. Sie haben ein Thema auf die Tagesordnung gesetzt, dass zu lange verdrängt wurde, und von so manchen Akteuren noch immer verdrängt wird.
Dabei gibt es Lösungen! Und wenn weltweit Bäume gepflanzt werden. Nur weil der eine oder andere sich das nicht vorstellen kann, heißt es ja nicht, dass es keine Lösungen gibt. Wir müssen nur endlich darüber sprechen und Wege finden, das Lösungswissen zu nutzen. Und wichtig bleibt, die Menschen mitzunehmen. Es darf kein Projekt einiger Weniger sein.
Übrigens: unsere älter werdende Gesellschaft wird dank der zunehmenden tropischen Nächte im Sommer verstärkt mehr Herz- und Kreislaufprobleme verzeichnen. Sie werden zu höheren Krankenhauseinweisungen führen, wo dank des demografisch bedingten Fachkräftemangels immer weniger Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegende zur Verfügung stehen werden. Klimaschutz ist somit auch aktiver Gesundheitsschutz. Denn: Älter wird jeder!