Wenn ein Mensch Bundeskanzler*in werden möchte, kann ein Kriterium sein, endlich einen langgehegten (Jugend-)Traum erfüllen zu können. Doch wichtiger als die Frage, ob jemand etwas wird, ist doch die Frage, was macht er mit dem Amt, wenn er es hat? Wofür steht der Mensch?
Hier bieten sich zwei Zugänge an, dieser Frage nachzugehen. So könnten wir fragen, welche Themen die nächsten Jahre bestimmen werden und welche Lösungsideen die für das Amt zur Wahl stehenden Personen dafür haben.
Oder wir könnten nachspüren, wie diese Menschen in ihren gegenwärtigen Ämtern Herausforderungen gemeistert haben.
Momentan gibt es nur ein Thema: Corona. Es beherrscht alle und alles. Es gehört zur Psychologie einer Krise, dass in solchen Zeiten derjenige als Führungskraft wahr- und ernstgenommen wird, der sich um Verhältnismäßigkeit wenig kümmert. Klare Lösungsvorgaben, zackiges Auftreten und kommunikative Eindeutigkeit – das signalisiert, die Krise im Griff zu haben. Wen interessiert dann, dass von den Landkreisen / Kommunen mit der höchsten Inzidenzzahl mehrere in Bayern liegen? Und wenn man das digitale Desaster an den Schulen wahrnimmt, wen interessiert dann, dass seit 2014 die Digitalminister von der CSU gestellt werden – und grandios versagten?
Wer dann noch die Interessen von Gastronomen, Einzelhändler*innen und Kulturschaffenden, von Kindern und Älteren im Blick hat, und der bei Entscheidungen abwägt, der wird dann als Zauderer wahrgenommen. Seit wann wollen wir Ausgleich? Die Angst um die Gesundheit macht süchtig nach allem, was die Angst zu lindern verspricht. Dazu gehören Abwägen, Überlegen, Moderieren nicht.
Aber es wird eine Zeit nach Corona geben. Und dann stehen mit enormer Wucht und Kraft die Themen auf der Tagesordnung, die wir schon seit langem diskutieren, die von Corona allzu gern verdeckt wurden und die in den letzten Monaten nicht gewartet, sondern weitergewirkt haben. Dazu zählen der demografische Wandel, die Digitalisierung, die Diversität der Gesellschaft, die Dekarbonisierung und die Demokratiestärkung. Interessant ist, dass alle genannten Megatrends Veränderungen ankündigen, die wir bisher noch nicht zu gestalten hatten:
- Noch nie lebten mehr Menschen über 65 Jahre in Deutschland als unter 18 Jahre!
- Noch nie erlebten wir eine (digitale) Technikrevolution, die nicht nur die (analoge) alte ablöst, sondern zwischen den neuen (digitalen) Technikangeboten kommuniziert, ohne dafür den Menschen zu brauchen.
- Noch nie war unsere Gesellschaft so vielfältig, so heterogen, so unterschiedlich. Diese Vielfalt will angesprochen, wertgeschätzt, mitgenommen werden.
- Noch nie standen wir vor einem solchen Klimawandel, der die Grundprinzipien unseres Wirtschaftens nachhaltig verändern wird.
- Noch nie stand unsere Demokratie unter solch einem Veränderungsdruck.
Das gilt es zu gestalten, ohne dabei die Verlängerung der Vergangenheit als Zukunft verkaufen zu können. Weiter so, funktioniert nicht mehr. Dafür braucht es Konzepte. Wer spricht darüber? Wer fragt danach? Übrigens auch kein Thema bei Baerbock bzw. Habeck. Welche Fähigkeiten werden für diese Zukunftsgestaltung gebraucht? In der Corona-Pandemie wurden andere Fähigkeiten abgerufen, als sie nach der Pandemie notwendig werden. Haben wir das im Blick bei Laschet oder Söder, Baerbock oder Habeck sowie bei Scholz oder … ?