Positives Klima für den Klimawandel – auch weil er unser Leben verändert

Positives Klima für den Klimawandel – auch weil er unser Leben verändert

Unabhängig vom Kriegsgeschrei, dass verschiedene Staatschefs gerade munter, gleichwohl unverantwortlich anstimmen, wird eine Herausforderung die gesamte Menschheit in den nächsten Jahren immer stärker und nachhaltiger beschäftigen: der Klimawandel.

Es gilt als sicher, dass die durchschnittliche Temperatur seit Aufzeichnung der Wetterdaten (1850) weltweit um 0,85 Grad angestiegen ist. Gletscher schmelzen, Meeresspiegel steigen an, deutlich mehr tropische Nächte (die Temperatur geht auch in der Nacht nicht unter 20 Grad) bestimmen unsere Wetterwirklichkeit, ebenso deutlich mehr Starkregenfälle (innerhalb weniger Minuten fällt sehr viel Regen auf einen Quadratmeter), deutlich heftigere Stürme und Orkane, Hurrikans und Tornados (nicht die Zahl dieser Wetterphänomene steigt, sondern deren Intensität), deutlich mehr Trockenheiten und damit einhergehend schlechtere Ernteeinträge.

Klimaveränderungen hat die Erde auch früher gekannt. Doch fanden sie im Zeitraum von 10.000 Jahren statt, nicht von 100 Jahren.

In Paris verhandeln in den nächsten zwei Wochen mehr als 150 Länder miteinander, um Wege zu finden, dass diese, teilweise nicht mehr rückholbaren Entwicklungen beherrschbar bleiben. Experten sagen, dass diese Grenze bei einer Erderwärmung von zwei Grad über den Durchschnittstemperaturen von 1850 liegt. Davon ist knapp ein Grad schon erreicht. Es wird Zeit, sich zu einigen. Doch das wird nicht ohne Veränderungen für uns alle gehen.

Dabei haben wir alle schon jetzt die Veränderungen satt, die die älter werdende Gesellschaft mit sich bringt, die die Digitalisierung unseres Alltages erwarten lässt, die die massive Zuwanderung aus dem Ausland auf unsere Kultur ausüben wird, die der Klimawandel zeitigen wird. Das Ende der Braunkohle zum Beispiel ist dabei "nur" ein Ereignis, das in einigen Regionen heftigere Diskussionen auslösen wird. Diese zitierten Veränderungen stehen gleichzeitig an, nicht hintereinander. Konzepte dafür stehen allerdings in keinem Parteiprogramm. Zukunft wurde dort stets vertagt.

Bundesweit wird es zum Beispiel immer mehr ältere Menschen betreffen, die insbesondere im Sommer (wir dürfen davon ausgehen, dass wir künftig statt durchschnittlich acht bis zwölf Tagen über 30 Grad zwischen 15 und 25 solcher heißen Tage zählen werden) mit Kreislaufproblemen zu tun haben werden, die Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen (insbesondere mit dementen Menschen) vor besondere Herausforderungen und die Stadtentwicklung vor neue Aufgaben stellen, über die die meisten Akteure  noch gar nicht nachgedacht haben.

Kein Wunder: Schließlich sind nun alle mit den Flüchtlingen, sprich mit dem tagesaktuellen Geschäft beschäftigt. Für die Zukunft bleibt oft zu wenig Zeit.

Apropos Flüchtlinge: Mehr als eine Million Menschen sollen 2015 in Deutschland Asyl beantragt haben. Sie flohen aus unterschiedlichen Gründen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen, weil sie für sich und ihre Familien ein besseres Leben erhoffen. Das öffentliche Klima gegenüber Flüchtlingen, so scheint es, kippt, weil immer mehr Menschen wegen der schieren Zahl Ängste haben. Da nutzen auch Fakten wenig, wonach auf 80 Deutsche etwa ein Flüchtling kommt. Doch der Klimawandel wird in den nächsten Jahrzehnten dafür sorgen, dass noch mehr Menschen sich auf den Weg machen. In wenigen Jahrzehnten werden ganze Landstriche auf unserem Globus karger, unwirtlicher und unbewohnbarer werden. (Europa wird hingegen älter und leerer.)

Neuseeland hat in diesem Jahr erstmals einem Flüchtling Asyl gewährt, der sich als Klimaflüchtling bezeichnete. Seine Heimat ist ein Inselstaat im Pazifik, der in 50 Jahren buchstäblich im Meer versunken sein wird. Die heutigen Flüchtlingsströme sind quasi ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen könnte. Wir üben zurzeit.

Es sei denn: wir handeln. Wir nehmen Klimaschutz ernst. Wir dämmen Fluchtursachen in den Herkunftsländern ein. Wir sorgen für ein Einwanderungsrecht, dass legale Zuwanderung ermöglicht. Wir teilen unseren Wohlstand und geben Menschen dort (wirtschaftliche, ökologische und soziale) Perspektiven, wo sie heute leben. Doch das geht nicht ohne Veränderung, ohne Verzicht auf ein wenig Wohlstand. Ohne ein neues Miteinander von Generationen und Kulturen.

Zurzeit glauben viele, man könne Grenzen schließen und sich abschotten. Manche betonen gar wieder nationale (nationalistische) Werte. Doch die Geschichte der beiden bisherigen Weltkriege zeigt: Nationalismus und das Denken in nationale Stärken waren stets die Ursachen für Millionen Tote und unendliches Leid. Sie haben nicht geholfen. Und das Klima lässt sich von Grenzen überhaupt nicht beeindrucken!

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