Postfaktisch – Trump-normal? Oder: gestern auf Facebook erlebt!

Postfaktisch – Trump-normal? Oder: gestern auf Facebook erlebt!

Kommunikativer Alltag heute: Durchsicht der Posts meiner Facebook-Freunde, deren Likes und Kommentare. Dabei unter anderem ein fotografierter Bescheid des Landkreises Rostock an einen Asylbewerber, der ihm monatlich 1.004,00 Euro (!!!) zusichert. Darunter Texte, die gegen den Rechtsstaat hetzen, gegen die Regierung und die Politik und gegen Flüchtlinge. Tenor: Wir müssen hart arbeiten, denen wird das Geld hinterher geworfen.

Dieses Schreiben ist mir vor Monaten schon einmal begegnet. Damals habe ich das schon nicht glauben können. Also rief ich die auf dem Schreiben genannte Sachbearbeiterin an. Die gibt es wirklich. Auch Anschrift und Rufnummern sind echt. Aber der Flüchtling und die dort genannten Asylbewerberleistungen als auch der Bescheid selbst sind erfunden: „gefakt“. Eine wirklich gut gemachte Lüge.

Daraufhin recherchierte ich noch einmal die Zahlen selbst. Was bekommt ein Asylbewerber in Deutschland? Das Ergebnis damals: 140 Euro monatlich Taschengeld (bundesweit einheitlich, altersabhängig).

Nun: da habe ich meinem Facebook-„Freund“ einen freundlichen erklärenden Kommentar mit auf den Weg gegeben. Inhalt wie gerade beschrieben. Reaktion: der Post wurde gelöscht. Kurze Zeit später erschien er wieder neu, nur ohne meinen Kommentar, der diesen Post als Lüge beschrieb.

Da war klar: es geht nicht um Wahrheit, es geht auch nicht um ein Lernen, um ein Bemühen, etwas besser zu machen. Es geht einfach darum, Stimmung zu machen, gegen andere Menschen zu hetzen. Es geht um den Spaß an der Lüge. Oder darum die Lüge als geglaubte postfaktische Wahrheit zu verbreiten?

Jedenfalls habe ich meinem Facebook-Freund die Freundschaft gekündigt.

Wovon lebt das Miteinander in einer Gesellschaft, wenn nicht von Anstand, Ehrlichkeit und der Einhaltung eines Mindestmaßes an Regeln? Der bewussten Lüge gilt die rote Karte. Ich will nicht, das Trump normal wird.

Right Menu Icon