Wer einen Krieg beginnt, sollte zuvor überlegen, wie er enden könnte. Der russische Präsident Wladimir Putin und seine „Berater“ haben wohl nur ein Szenario für möglich gehalten: Putin zieht nach wenigen Tagen als siegreicher, umjubelter Befreier in die Hauptstadt der Ukraine ein. Doch weder ist er von den Ukrainer*innen als Befreier willkommen geheißen worden, noch steht er als strahlender Held da. Im Gegenteil: Wie auch immer der Krieg ausgeht und welcher Teil der Ukraine auch immer künftig russisch „kontrolliert“ wird: Es wird ein Schutthaufen sein.
Die in der Ukraine lebenden russisch-sprachigen Menschen, die angeblich von den Ukrainer*innen drangsaliert, unterdrückt und misshandelt werden, fliehen zu Tausenden gen Westen. Nur die wenigsten suchen Frieden und Sicherheit, in dem Sie die nahe Grenze nach Russland oder nach Weißrussland überqueren. Rund zehn Millionen Menschen in der Ukraine sollen – so die Vereinten Nationen – auf der Flucht sein. Rund 6,5 Millionen innerhalb der Ukraine, rund drei Millionen in westlich gelegene Länder und keine halbe Million in Richtung Russland. Um die Zahlen ein wenig aufzupeppen, sollen sogar Menschen gegen ihren Willen mit Bussen nach Russland gebracht worden sein.
Wie kann es weitergehen? Wird es eine militärische Lösung geben? Wenn ja, wird sie sich wohl noch hinziehen, denn es stehen noch ausreichend Waffen zur Verfügung, die verfeuert werden könnten. Nur der Schaden kann nicht mehr viele größer werden. Was in Schutt und Asche liegt, kann nur noch Schutt und Asche bleiben. Gerade im Osten der Ukraine leben hauptsächlich russisch-sprachige Menschen, die Putin doch angeblich befreien wollte, und die jetzt die Trümmer ihres Lebenswerks besichtigen.
Wie könnte eine Lösung des Konflikts aussehen?
Wie lange kann man den Menschen in Russland und in allen anderen Ländern dieser Welt, die sich ausschließlich über russisches Fernsehen informieren, so auch bei uns in Deutschland, noch vorgaukeln, dass es kein Krieg, sondern eine „begrenzte Spezialoperation“ ist. Irgendwann wird allen klar werden, dass Putin Präsident eines Schutthaufens geworden ist. Und dann?
Die russische Wirtschaft liegt am Boden. Tausende junge, meist gut gebildete Menschen verlassen Russland. Wer soll das Land wieder aufbauen? Die älteren Menschen, die zurückbleiben und noch an Putin glauben? Woher kommt das Material, das gebraucht wird, um die Ukraine bzw. das, was eventuell unter „russischer Kontrolle“ sein wird, wieder aufzubauen? Wird überhaupt wieder aufgebaut oder bleibt es eine Art Sklavensatellitenstaat? Was sagt das den anderen unabhängigen Staaten, die mal zur Sowjetunion gehörten?
Putin führt sein Land in die Vergangenheit. Es wird nicht teilhaben an der Entwicklung. Wie lange kann ein solches Land auf der Grundlage von Angst und Unterdrückung, von Brutalität und Skrupellosigkeit funktionieren? Die Geschichte zeigt: nicht lange. Aber für die Menschen, die diese Zeit erleben müssen, ist und bleibt diese Zeit bitter, sehr bitter und vor allem: zu lang.
Und alle anderen lernen vielleicht wieder die Vorteile von Freiheit und Demokratie schätzen. Es ist kein Selbstzweck. Man muss jeden Tag dafür einstehen und etwas dafür tun, dass es so bleibt. Jede*r von uns!