Es ist sicherlich so, dass im März / April 2020 niemand den passenden Pandemieplan in der Schublade liegen hatte (außer dem Robert-Koch-Institut aus dem Jahre 2008), als der Corona-Virus seine Wirkung zeigte. Es ist ebenfalls sicher so, dass alle gesellschaftlichen Akteure*innen lernen mussten, was es heißt, einer solchen Pandemie im Alltag zu begegnen. Und wer macht, macht auch Fehler. Das ist nicht zu vermeiden. Aber: Wir sollten daraus lernen.
Richtig ist, dass die meisten Menschen (rund 70 Prozent), die an oder mit dem Coronavirus verstarben, über 80 Jahre alt sind. Kinder gehören nicht zu den zu beklagenden Opfern. Richtig ist wohl auch die Information, dass es mehr Infizierte unter den Erzieher*innen gibt, als unter den Altenpfleger*innen.
Richtig ist auch, dass sich viele Eltern zwischen Homeoffice (der beruflich bedingten Heimarbeit) und Homeschooling (der elterlich bedingten Heimarbeit) aufreiben. Richtig ist zudem, dass Kinder, insbesondere wenn sie in herausfordernden Lebenswirklichkeiten aufwachsen, besonderer Aufmerksamkeit bedürfen. Richtig ist aber auch, dass Ältere eine weitaus interessantere und wichtigere Wählergruppe für Parteien und deren Funktionäre darstellen als Familien mit minderjährigen Kindern. Letztere machen gerade mal ein Fünftel der Haushalte aus.
Die gesamte Aufmerksamkeit erhalten zurzeit Menschen über 80 Jahre. Warum? Einen weiteren großen Anteil der Aufmerksamkeit beanspruchen die Intensivmediziner, da sie die Beanspruchung der Intensivbetten samt Betreuung und Pflege in den Krankenhäusern am Limit sehen. Aber wer schenkt den Eltern und ihren Kindern die Aufmerksamkeit und Hilfe? Klar: Es sind zwei Monate ein deutlich erhöhtes Kindergeld als Anerkennung gezahlt worden. Aber ersetzt das die vertane Zeit hinsichtlich Bildung, sozialer Entwicklung und vor allem präventiv vor Misshandlung oder Missachtung?
Warum sind nicht unsere 785.670 Erzieher*innen (Stand: 1. März 2020) die ersten gewesen, die geimpft worden sind, damit sie unsere Kinder in den Kindertagesstätten weiter betreuen können? Das wäre Entlastung für die Eltern, die als Fachkräfte weiter in beruflich bedingter Heimarbeit tätig sein können und entlastet unsere Unternehmen bzw. Sozialkassen, die nun statt zehn Kinderkrankheitstagen doppelt so viele finanzieren müssen. Es hätte aber vor allem den Kindern in der wichtigsten Lebensphase ihres Lebens (dazu zählen die ersten sieben Lebensjahre eines Menschen) jene Bildung, jene Fähigkeiten, jene Aufmerksamkeit, jenen soziale Stärke, jenes Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen geschenkt, um Selbstwirksamkeit zu erfahren, die so wichtig ist, um im Leben zu bestehen. Das kann man nur bedingt nachholen.
Liegt das daran, dass in der Bundesregierung wesentliche Akteure*innen selbst keine Kinder bzw. Enkelkinder haben und den Blickwinkel gar nicht kennen?
Was lassen sich zum Beispiel die Jugendämter einfallen, um Zugang zu den Familien zu bekommen, in denen das Wohl der Kinder gefährdet sein könnte? Welche Angebote – trotz Corona – sind entwickelt worden, um dem präventiv vorzubeugen? Und warum wird dafür kein Geld in Form eines Förderprogramms zur Verfügung gestellt?
Fazit: Die bisherige Corona-Politik wird auf dem Rücken unsere Kinder ausgetragen. Wer behauptet, Kinder seien die Zukunft, der muss wieder einmal erleben, dass er oder sie irrt! Leider!