Geschlechtergleichstellung
Im Sommer 2020 waren 55,2 Prozent aller Menschen, die ein Abitur in Nordrhein-Westfalen (NRW) abgelegt haben, weiblich. Über 60 Prozent aller, die in NRW eine Hauptschule besuchten, männlich und auch von denen, die in NRW eine Schule ohne Abschluss verlassen haben, waren 62,1 Prozent männlich. Das ist seit Jahren so.
Fazit: Die Elite der Zukunft ist weiblich. Brauchen wir künftig Männerquoten?
Unsere Gesellschaft definiert Gleichstellung von Mann und Frau als Frauenförderung. Daher beschäftigen sich die Gleichstellungsbeauftragten auch vornehmlich mit der Gleichstellung der Frau. Doch ein Blick in die Kinder- und Jugendgeneration belegt: nicht die Mädchen sind die Herausforderung, sondern die Jungen. Doch hartnäckig weigern sich viele Akteur*innen in der Gesellschaft, diesen Wandel wahrzunehmen. Dabei reflektiert es den Erfolg der Frauenbewegung der letzten Jahrzehnte. Nur: wir müssen umdenken und uns neu aufstellen. Und das auch, weil seit dem 22. Dezember 2018 ein drittes Geschlecht formal eingeführt wurde: Divers.
Der Zusammenhang, dass viele erfolgreiche Frauen aus ostdeutschen Bundesländern abgewandert sind, so dass sich der Partnermarkt für weniger erfolgreiche junge Männer verändert hat, und der Unterstützung mancher fremdenfeindlichen Demonstration insbesondere durch junge Männer könnte auch nachdenklich machen. Doch es ist noch nicht politisch korrekt, in Gleichstellung aller Geschlechter oder gar in Männerquoten zu denken.
Gleichstellung ist die Gleichstellung aller Geschlechter (so steht es auch im Grundgesetz). Von 2010 bis 2013 gehörte ich dem ‚Beirat Jungenpolitik‘ der Bundesregierung an. Dessen Erkenntnisse erfahren wenig politische Resonanz. Nach wie vor ist Frauenförderung angesagt. Nur: Was machen wir, wenn immer mehr kluge Frauen keinen Partner mehr bekommen? Was sollten Männer tun, die an alten tradierten, aber überholten Rollenbildern festhalten?
Wie sieht zudem eine moderne Geschlechterpolitik aus, die auch das Geschlecht 'divers' berücksichtigt? Dabei bleiben Themen wie "gender pay gap" oder "gender care gap" auf der Tagesordnung. Hierzu moderierte ich zum Beispiel für das BMFSF eine digitale Veranstaltung.
Ehrenamtlich gestaltete ich von 2007-2019 in meiner Heimatstadt Bergheim einen "Zukunftstag für Jungen" - alternativ zum "Girls Day". Jungen lernen jedoch nicht den Beruf der Hebamme kennen, sondern erhalten methodisches Wissen, ihre eigene Zukunft basierend auf ihren individuellen Talenten in einer sich rapide ändernden Welt zu gestalten.