Wer sich die Zeit nimmt, einmal darüber zu philosophieren, was Menschen weiterbringt, was eine Entwicklung ermöglicht, was gelingen lässt, dem eröffnen sich letztlich zwei wesentliche Motoren: Hoffnung und Vertrauen. Sie sind Schmiermittel, Lebenselixier, Luft zum Atmen für uns alle.
Nehmen wir die Weihnachtsgeschichte als Beispiel. Sie will uns die Geburt Jesu als Grund für Freude, Hoffnung und Zuversicht in die Zukunft näherbringen. Nüchtern betrachtet wissen wir, dass Jesus gelebt hat. Er ist eine historische Person. Wir wissen zudem, dass er für viele Menschen der damaligen Zeit ein Messias, ein lang erwarteter Hoffnungsträger war, mit dem Verbesserungen des Alltagslebens verknüpft waren. Echte Hoffnung basiert auf Wissen. Und wir wissen, was dieser Jesus angestoßen hat. Wer kann von sich behaupten, dass weltweit rund 2,2 Milliarden Menschen sich nach ihm benennen? Christen. Und das noch 2000 Jahre nach seinem Tod? Das wiederum belegt ein großes Vertrauen, ein „zuverlässiges Verhältnis zum Unbekannten“, wie Rachel Botsman in ihrem Buch „Wem kannst du trauen?“ definiert.
Wir kennen die Zukunft nicht genau, aber viele Menschen haben Vertrauen in diese Zukunft. Ein Vertrauen, das sie mutig einsetzen, weil sie glauben und weil sie wissen, weil sie Hoffnung in sich tragen. Die nährt sich aus dem eigenen Alltag.
Vor uns stehen ohne Zweifel große Veränderungen, die einerseits viele Chancen bergen, aber auch Ängste hervorrufen. Dazu zählt die Digitalisierung, die nicht nur davon spricht, dass analoge Technik in digitale Technik gewandelt wird, sondern auch ankündigt, dass digitale Techniken ohne den Menschen miteinander Informationen austauschen können. Wir haben noch nie eine Gesellschaft gekannt, die so vielfältig ist. Diese Diversität drückt sich in einer Vielfalt der Generationen, der Geschlechter, der Familienbilder, der Herkünfte, der Religionen, der kulturellen Wertvorstellungen, der Milieus, der sozialen Lebenswirklichkeiten sowie der Talente aus. Sie wollen alle individuell wertgeschätzt, aber auch eingebunden und gebraucht werden. Sie gilt es, politisch zu führen. Wir spüren, dass unsere Demokratie sich auch wandelt, Kräfte wieder hochkommen, die wir am Boden wähnten. Wie halten sie für selbstverständlich, obwohl sie immer wieder neu erkämpft werden muss. Schließlich will der demografische Wandel gestaltet werden. Erstmals in der Geschichte der Menschheit leben wir in einer Bevölkerung, die mehr Menschen über 60 Jahre zählt, als Menschen unter 20 Jahren. Dafür gibt es kein Rezept. Und schließlich steht der Klimawandel an, dessen Ausmaße wir noch gar nicht richtig wahrgenommen haben. Die damit verbundene Dekarbonisierung, also die Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und dem Ausstoß von Kohlendioxid durch fossile Energieträger, wird unsere Ökonomie ordentlich umpflügen.
Diese Herausforderungen bedingen einander, stellen füreinander Lösungsoptionen dar und wollen auch noch gleichzeitig gelöst werden. Zurzeit verdeckt sie die Corona-Pandemie, doch diese fünf D’s warten nicht, sie wirken weiter.
Wenn wir nicht Hoffnung hätten, dass es uns gelingt, mit Wissen und Talent, mit Technik und Toleranz diese Zukunft auf der Basis von Vertrauen zu gestalten, dann könnten wir aufgeben. Doch alle Generationen vor uns haben immer wieder dieses Vertrauen gesetzt und die Hoffnung in sich gespürt – und weiter gemacht.
Die Corona-Pandemie lehrt uns, dass alles, was gestern undenkbar war, heute noch unmöglich scheint, morgen Alltagsrealität und übermorgen schon überholt sein kann. Die Beschleunigung ist gigantisch, doch wir haben ein neues Vertrauen in wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen und wir haben erkannt, dass wir gemeinsam diese Pandemie besiegen können, wenn wir ein gemeinsames Ziel haben und an einem Strang ziehen, um es zu verwirklichen.
Wir müssen weg vom Misstrauen hin zum Vertrauen, wir müssen weg von Angst und Panik hin zur Hoffnung. Das bringt uns weiter.
Bisher hatten wir gelernt, dass die Entwicklung eines Medikamentes, eines Impfstoffes, viele Jahre der Forschung und Entwicklung bedarf. Es war undenkbar, einen Impfstoff innerhalb von einem Jahr zur Produktreife zu bringen. Doch wir haben es geschafft, weil wir ein gemeinsames Ziel hatten, weil sich die politischen Kräfte auf dieses Ziel konzentrierten und an einem Strang zogen und weil viel Wissen vorhanden war, dass auf sein Können vertraute. Wir können hoffen. Warum sollte es nicht als Prototyp für andere Herausforderungen der Zukunft gelten. Hoffen wir auf ein Vertrauen in uns alle, das 2021 gelingen lässt.